Gspirsch-mi und so Warum ich als Informatik-Professor ihnen Psychologie-Zeugs und so Gspirsch-mi-Dinge vermittle, fragte mich ein Student nach einer Vorlesung. Ich fand das eine spannende Frage. Und natürlich verstand ich sie, da ich als Informatik-Dozent typischerweise technische und fassbare Dinge wie Android-App-Programmierung oder Algorithmen in Python unterrichte. Seit ein paar Jahren darf ich in unserem Bachelor-Studiengang Digital Ideation jeweils ein paar Blöcke gestalten zu Transaktionsanalyse und Kommunikationsmodellen. Dazu kam ich, weil ich vor ein paar Jahren eine dreijährige Weiterbildung in Transaktionsanalyse absolvierte. Ich fand es sehr spannend, mehr darüber zu erfahren, wie Menschen funktionieren, entsprechende psychologische Modelle kennen zu lernen und dabei vor allem auch Neues über mich selber herauszufinden. Und natürlich sind derartige Erfahrungen und Kenntnisse in meinem Job hilfreich und wichtig, zum Beispiel in herausfordernden Situationen mit Studierenden, Kolleginnen oder Vorgesetzten. In der Informatik ist vieles präzise und exakt geregelt, da gibt es nichts zu interpretieren. Bei uns Menschen hingegen gibt es viele Schattierungen, Perspektiven und Sichtweisen. Da braucht es ein gewisses Grundverständnis dafür, wie Menschen ticken, für unsere unterschiedlichen Ausprägungen und unsere typischen Muster. Wir alle haben mit unterschiedlichsten Menschen zu tun und geraten immer wieder in herausfordernde Situationen mit Personen aus unserem privaten oder beruflichen Umfeld. Und dabei hilft es, sich selber einigermassen zu kennen und gewisse Vorstellung davon zu haben, wie Menschen funktionieren. Die meisten Menschen begreifen irgendwann in ihrem Leben, dass es wichtig ist, wie sie mit sich selber und mit anderen Menschen umgehen. Für mich ist klar: Je früher, desto besser. Ich freue mich auf jeden Fall, meinen Studierenden darüber zu berichten und damit hoffentlich ihre Selbstreflexionsfähigkeit anzuregen. Es gibt Leute, die rümpfen bei derartigen Themen die Nase, machen einen Bogen darum oder belächeln sie. Das halte ich für keine nachhaltig sinnvolle Strategie. Wir Menschen sind soziale Wesen und es lohnt sich entsprechend, dass wir uns aktiv mit uns selber und unseren Mitmenschen auseinandersetzen. Gspirsch-mi ist wichtig! Ruedi Arnold ist hauptamtlicher Dozent an der Hochschule Luzern und engagiert sich seit langem in der Informatik-Nachwuchsförderung. Er wohnt mit seiner fünfköpfigen Familie in Rothenburg und liebt die (Urner) Berge und das Meer.