Worte haben Wirkung Stellen sie sich vor, sie lesen von einem faszinierenden neuen Computerspiel für zwei Spieler. Welches Bild sehen sie vor ihrem geistigen Auge? Und vor allem: wer spielt? - Ich würde wetten, dass sie an zwei junge Männer gedacht haben und nicht an Spielerinnen. Derartige Geschlechter-Zuweisungen passieren in unserem Kopf dauernd. Und sie beeinflussen damit unsere Wahrnehmung der Welt. Während meinem Doktorat an der der ETH Zürich habe ich 4.5 Jahre die Frauenförderung am Departement Informatik geleitet. Und diese Bundesinstitution engagiert sich auch heute noch stark dafür, mehr junge Frauen für den MINT-Bereich zu gewinnen, also für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. 2004 schreib ich dazu in einem Artikel: "Ich hoffe, dass sich die ETH in Zukunft nicht mehr auf die Flagge schreiben muss, dass sie gezielt den Frauenanteil erhöhen will. Und dass Mädchen im Unterricht nicht mehr benachteiligt werden und Leute sich konkret eine Informatikerin vorstellen können und auch persönlich welche kennen. Das dauert wohl noch ziemlich, oder diese Wünsche bleiben ganz utopisch. Trotzdem, oder gerade deshalb: Gute Frauenförderung hat sich in 20 Jahren selber abgeschafft - bis dahin bleiben wir am Ball!" - Und wie’s aussieht müssen wir weiterhin am Ball bleiben! Darauf weist zumindest eine Masterarbeit zum Thema "Frauen für die Informatik begeistern" hin, welche ich im aktuellen Semester betreut habe. Geschlechtergerechte Sprache ist ein kleiner Mosaikstein auf dem Weg zu Gleichberechtigung. Klar kennt die deutsche Sprache offiziell das generische Maskulinum, sprich die Regel, dass zum Beispiel mit Spieler automatisch Spielerinnen mitgemeint sind. Wie diverse Studien gezeigt haben, halten sich unsere Gehirne nicht an diese Sprachregel. Wenn wir eine männliche Berufsbezeichnung hören, stellen wir uns Männer vor. So beeinflusst Sprache unser Denken. Und wenn wir die Sprache verändern, verändert sich unser Denken. Schliessen wir die weibliche Form in unsere Sprache ein, können wir damit Denkmuster aufbrechen und in unseren Köpfen neue Bilder entstehen lassen. Nutzen wir dies, um mehr Frauen für die Informatik zu begeistern und ganz allgemein eine geschlechtergerechtere Welt zu schaffen - beides wären grosse Gewinne! Ruedi Arnold ist hauptamtlicher Dozent an der Hochschule Luzern und engagiert sich seit langem in der Informatik-Nachwuchsförderung. Er wohnt mit seiner fünfköpfigen Familie in Rothenburg und liebt die (Urner) Berge und das Meer.